Es gibt sie. Es muss sie geben, die perfekte Gestaltung. Und ja tatsächlich habe ich sie schon oft gesehen- zumindest in meinem Kopf. Dort kann ich sie ganz deutlich wahrnehmen. Ein Bild bei dem einfach alles stimmig ist. Ich male mir jedes Detail aus und ich bin froh, dass ich eine Vision habe. Eine Orientierung eine Aufgabe. Doch dann die Realität. Ich beginne mit dem ersten Strich und schon habe ich das Gefühl „das wird nichts“. Oder es läuft zunächst nicht schlecht, doch dann kommt die Angst etwas kaputt zu machen. Das Bild ist längst noch nicht fertig, weitermachen trau ich mich nicht so richtig. Und schon ist sie da, meine Unzufriedenheit. Sie schlägt hinterrücks zu und verwandelt meine Anfangseuphorie in ein unangenehmes Gefühl von Frustration. Gelingt mir denn so gar nichts? Wenn ich unsicher bin, neige ich zum Perfektionismus. Dann soll alles stimmen. Möglichst unangreifbar sein. Kein Fehler soll entdeckt werden. Ein besonders guter Nährboden für meine innere Kritikerin. Ich weiß, sie ist immer zur Stelle. Oft fühle ich mich dann hilflos und fange an zu schwitzen. In solchen Situationen bin ich am kleinlichsten mit mir und mit dem was ich da tue. Da ist nichts gut genug. Es wird verbessert, überarbeitet, widerrufen. Was als tun? Aufgeben? Weitermachen? Aber wie? Wie ist es überhaupt dazu gekommen, dass ich mich jetzt so schlecht fühle? Ich wollte doch nur dieses eine schöne Bild malen. Mir etwas Gutes tun… Im Laufe der Jahre habe ich durch das Gestalten vieles über mich gelernt. Und vor allem vieles dazugelernt. Ich habe begriffen wie wichtig das Scheitern ist. Nun konnte ich meine Fehler machen und diese als Teil des Prozesses ansehen. Plötzlich war der Fehler ein notwendiger Teil der Arbeit nicht mehr mein Makel. Insgesamt hat sich meine Einstellung zu vielen Dingen geändert. Was wenn ich kein konkretes Bild im Kopf haben muss, um mich auf eine Gestaltungsreise zu begeben? Was wenn ich lerne mich mit den Gegebenheiten zurechzufinden und spontan reagiere? Wenn ich meine Haltung gegenüber „perfekt sein“ hinterfrage und sie erweitere zu „so sein wie es ist“? Gut genug und somit ganz genau perfekt zu sein mit all den scheinbaren Unstimmigkeiten darin. Das macht es lebensnah. Dadurch auch angreifbar, denke ich. Ja aber meist wurde ich das ja nie. Einfach drauflos gestalten? Fragezeichen im Kopf? Wie jetzt? Diese Unsicherheit wollte ich doch vermeiden. Ja und da ist es wieder: das Nichtwissen, das Ungeplante…doch dieses Mal reagiere ich nicht mit Perfektionismus, sondern lass mich treiben. Geh einfach mal mit. Es kommt so vieles dazwischen. Das Material, die Pinsel, der Untergrund. Die Farbe lässt sich nicht mischen, dann verläuft sie wieder. Was tun? Alles scheint außer Kontrolle. Wie kann ich mir selbst helfen? Vielleicht lasse ich die Farbe einfach mal machen. Schaue zu…da wird ein Fleck plötzlich zu einem Vogel, oder einer Frucht. Ich habe das nicht so geplant, das wollte ich nicht so, aber irgendwie entsteht da etwas…etwas Neues. Und ich lasse es einfach zu…und dann geht es auf. Aus dem Kampf um die Vorherrschaft über das Bild wird eine Zusammenarbeit. Ich lasse mir nun durch meine innere Bewegung helfen…obwohl ich gar nicht weiß wohin sie möchte. Ich lasse mir von den Farben helfen, die da so geduldig auf mich warten. Und am Ende wird es doch perfekt. Nur anders als gedacht.